Geopolitik und Strategien
Das Aufgabenspektrum von Streitkräften unterliegt einem stetigen Wandel. Strategisch stellte lange Zeit Landesverteidigung die zentrale Aufgabe dar. In diesem Zusammenhang wurden Einsätze in der Regel aus machtpolitischer Perspektive analysiert. Künftig aber sind neuartige sicherheitspolitische Herausforderungen – wie die Folgen des Klimawandels oder breiter Migrationsströme – ebenso zu durchdenken wie traditionelle strategische Interessen, etwa an einem freien und ungehinderten internationalen Güter- und Warenhandel.
Staaten und Gesellschaften müssen Funktion und Rolle von Einsätzen reflektieren: Ohne die Streitkräfte als zentraler Akteur lässt sich gesamtstaatliche Sicherheitsvorsorge praktisch nicht konzipieren. Das Geltendmachen geopolitischer Interessen bedarf sowohl einer genauen Analyse eigener Absichten und Handlungsmöglichkeiten wie auch genauen Wissens über Absichten und Handlungsmöglichkeiten potenzieller Partner und Kontrahenten. Für die mittelbare Zukunft stellt sich die Frage, auf welche Weise und wie intensiv Streitkräfte in verschiedenen Szenarien zum Einsatz kommen: als einziges Mittel, als ein Akteur unter mehreren beziehungsweise gar nicht. Insbesondere für Deutschland stellt sich zusätzlich die Frage, inwieweit die verfassungsmäßige Trennung von innerer und äußerer Sicherheit der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge dienlich ist – oder ob gegebenenfalls funktionale Notwendigkeiten, Bedingungen der internationalen Kooperation, sozio-politische oder technische Entwicklungen diese Trennung relativieren oder obsolet werden lassen. Diesen Fragen widmet sich das GIDS unter einer globalen strategischen Perspektive.