„Der MFIS war von Anfang an ein Hit“

Interview mit Prof. Dr. Klaus Beckmann anlässlich der Zeugnisverleihung MFIS

#GIDSinterview I 22. September 2020 I Foto: Bundeswehr / Katharina Roggmann

Prof. Dr. Klaus Beckmann ist seit 2018 Präsident der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Er ist einer der Gründerväter des Studiengangs MFIS – Militärische Führung und Internationale Sicherheit: Als der Studiengang im November 2014 startete, war Beckmann Vorstand des Zentrums für Wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) der Universität. Der gemeinsame Studiengang war der erste weiterbildende Masterstudiengang der Universität. Die Kooperation mit der Führungsakademie als „Launching Customer“ lieferte die Blaupause für weitere spätere Weiterbildungsstudiengänge mit Kooperationspartnern in der Bundeswehr und der NATO. Diese Zusammenarbeit zwischen Führungsakademie und Universität legte außerdem das Fundament für die Gründung des German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS). Im Interview erzählt Beckmann von den Besonderheiten des MFIS:

Professor Beckmann, wie kam es zum MFIS?

Der deutschen General- und Admiralstabsausbildung fehlte ein formaler, international anerkannter akademischer Abschluss. Wenn man in Großbritannien für einen einjährigen Lehrgang einen Masterabschluss bekommt, warum sollte man dann an einem zweijährigen deutschen Programm teilnehmen? Hier brauchten wir also ein passendes Angebot, um konkurrenzfähig zu sein. Nach unserem Hochschulrecht kann nur das zuständige Landesministerium, hier die Hamburger Wissenschaftsbehörde, einer Bildungseinrichtung das Recht übertragen, Prüfungen abzunehmen und akademische Grade zu verleihen. Die Chancen, dass die Führungsakademie allein diese Rechte übertragen bekäme, waren gering. Unsere Universität hingegen hatte diese Rechte bereits seit ihrer Gründung. Der Weg war damit klar.

Wie hat sich der MFIS seit seinem Start im Jahr 2014 entwickelt?

Der gemeinsame Masterstudiengang für Teilnehmer des Lehrgangs für Generalstabs-/ Admiralstabsdienst National (LGAN), war von Beginn an ein Hit. Wir hatten ihn ursprünglich für 30 Teilnehmende konzipiert, aber schon im ersten Jahr haben sich 80 Lehrgangsteilnehmende eingeschrieben. Ich habe damals meinem Präsidenten empfohlen, die Zähne zusammen zu beißen und nicht auf der Obergrenze zu bestehen. Wer will schon die künftige Generalinspekteurin der Bundeswehr aus einem Studiengang kegeln? Inzwischen haben wir regelmäßig rund 70 Immatrikulationen. Und es hat sich gezeigt, dass die im MFIS entstandenen Abschlussarbeiten einen Wissensfundus bilden, der es wert ist, für Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Bundeswehr und Politik zur Verfügung gestellt zu werden. Dies hat schließlich die Einrichtung des GIDS mitbegründet.

Worum geht es im Studiengang MFIS?

Die ersten drei Module beinhalten Führungsreflexion, Sicherheit und Planungsprozesse. Im zweiten Jahr bilden wissenschaftlich fundierte Perspektiven auf Strategie, Operative Führung und Sicherheit/Internationale Beziehungen die Schwerpunkte. Schließlich gilt es noch, eine Master-Arbeit zu schreiben. Für jedes Modul werden international anerkannte Credit Points verliehen. Ein Teil der im Zuge des LGAN erworbenen Qualifikationen kann als Studienleistung anerkannt werden. Der überwiegende Teil wird allerdings in Form von Studienarbeiten an der Universität erbracht. Insgesamt sind für den „Master of Arts“ 60 Leistungspunkte erforderlich. Das entspricht einem Workload, also einer rechnerischen Arbeitsbelastung, von durchschnittlich 1.500 Stunden.

Was ist nach Ihrer Bewertung die Besonderheit des MFIS?

Nun, diese Art der Kooperation zwischen einer Militärakademie und einer Universität ist in Europa einzigartig: Eine Kombination aus militärischer Kompetenz und wissenschaftlicher Expertise. Die Generalstabsausbildung ist mit gutem Grund holistisch angelegt, das heißt die Lehrgangsteilnehmenden werden sehr breit ausgebildet und darin geschult, das Ganze zu betrachten. Im Ergänzungsstudium gehen sie in die Tiefe und untersuchen Themen, die bislang unterbeleuchtet sind, aber zukünftig strategische Bedeutung erlangen könnten. Sie bedienen sich dabei wissenschaftlicher Methoden, die sie Jahre zuvor im Studium an der Universität erlernt haben und nun vertiefen. Beides ergänzt sich perfekt. Das haben auch die Teilnehmenden der LGAN-Lehrgänge für sich erkannt, anders ist die anhaltende große Nachfrage wohl nicht zu erklären.