GIDS erstmals Mitausrichter des Kiel International Seapower Symposium
Wissenschaftler und Offiziere erörtern Lehren aus dem Krieg im Schwarzen Meer
#GIDSnews I 7. Juni 2024 I Autor: Dyfed Loesche I Foto: gur.gov.ua
Das Kiel International Seapower Symposium (KISS) findet in diesem Jahr am Freitag, 21. Juni, statt. Dort tauschen sich geladene Wissenschaftler, sicherheitspolitische Berater und ranghohe Offiziere über die Lehren aus dem Seekrieg im Schwarzen Meer aus. Erstmals ist das German Institute for Defence und Strategic Studies (GIDS) Mitausrichter des Symposiums.
Der Krieg in der Ukraine wird vorwiegend an Land ausgetragen, dennoch muss sich die Ukraine auch im Schwarzen Meer gegen Angriffe der russischen Flotte wehren. Dieser Seekrieg wirft die Frage auf, welche Lehren er für die Maritime Sicherheit und damit für die Deutsche Marine und die Seestreitkräfte der NATO-Partner bereithält.
Muss der Seekrieg neu erlernt oder grundlegend umgelernt werden? Oder wäre das eine Überbewertung, die in eine falsche Richtung führt? Diesen Fragen widmet sich das siebte KISS. Der diesjährige Titel lautet „Re-Learning War – Lessons from the Black Sea“.
Ins Leben gerufen wurde das Format vom Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK). Das GIDS aus Hamburg ist zum ersten Mal Mitausrichter – und bringt sich mit seiner Expertise im Bereich maritime Strategie und Sicherheit ein.
Aus Sicht von Kapitän zu See Dr. André Pecher, stellvertretender Leiter Forschung GIDS, ist das KISS die führende Fachkonferenz in Kontinentaleuropa zum Themengebiet maritime Strategie und Sicherheit: „Insofern waren wir im GIDS hocherfreut, als uns die Anfrage erreichte, mit dem ISPK diese Kooperation einzugehen.“
Vor allem für die Sichtbarkeit und Etablierung des GIDS als Denkfabrik der Bundeswehr sei die Kooperation von großer Bedeutung. „Wir sind zu wenige Experten in Deutschland, als dass wir insular und individuell arbeiten könnten und sollten. Ein Zusammengehen mit externen Partnern birgt große Potenziale für professionelle Ergebnisse“, führt Kapitän zur See Dr. Pecher aus.
Johannes Peters, Abteilungsleiter Maritime Strategie und Sicherheit am ISPK, erklärt zur Wahl des GIDS als Kooperationspartner: „Auf der Arbeitsebene pflegen wir seit Längerem gute Beziehungen. Und: Beide Seiten haben komplementäre Stärken.“ Als kleines Institut profitiere das ISPK „von den Zugängen des GIDS zur ministerialen Ebene“.
Das KISS biete die Möglichkeit, „eine Vielzahl an klugen, interessanten Meinungen und Ansichten zu hören“ und sich mit Expertinnen und Experten verschiedenster Provenienz auszutauschen. Peters: „Der Input, den man erhält, ist unheimlich dicht und intensiv.“
Zur Vorbereitung des eigentlichen Symposiums kommen tags zuvor Akademiker in mehreren Workshops zusammen, um kurze Vorträge zu halten und sich gegenseitig auf Stand zu bringen. Zur Diskussion stehen die Lehren aus dem Seekrieg im Schwarzen Meer, Auswirkungen für den Ostseeraum und Entwicklungen an der Nordflanke der NATO.
Auf der Agenda beider Tage stehen Künstliche Intelligenz und Seedrohnen, der Einsatz von Seeminen und Seezielflugkörpern, Auswirkungen auf kritische Infrastrukturen wie Häfen, Brücken und Dämme. Es geht aber auch um die Folgen für den Seehandel, Fragen der Logistik und des internationalen Seerechts. Zum Auftakt des eigentlichen Symposiums am Freitag stecken Konteradmiral Ralf Kuchler, Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, und Dr. Sarah Kirchberger, Direktorin des ISPK, den Rahmen ab.
Zur Wahl des Schwerpunktthemas „Re-Learning War – Lessons from the Black Sea“ sagt Peters: Der Krieg in der Ukraine zeige, dass die NATO für einen klassischen Abnutzungskrieg strukturell, personell und logistisch schlecht vorbereitet sei. Das gelte für den Seekrieg unter umgekehrten Vorzeichen. „Hier sehen wir, vor welche Probleme eine überlegene Flotte durch unkonventionelle Taktik und den kombinierten Einsatz von unbemannten Systemen und landgestützten weitreichenden Flugkörpern gestellt wird.“