Indo-Pacific Security Conference navigiert durch unruhige See
Fachleute aus fünf Kontinenten erörtern die Situation in einer Schlüsselregion des 21. Jahrhunderts
#GIDSnews I 27. August 2024 I Autor: Dyfed Loesche I Foto: Bundeswehr / Nico Theska
Der Indo-Pazifik scheint zunächst weit weg – und doch ist er für Deutschland und Europa von zentraler Bedeutung. Um die sicherheitspolitische Situation in der Region zu diskutieren, laden vier Institutionen zur Indo-Pacific Security Conference 2024 ein: das GIDS, die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, das Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK) und das Deutsche Maritime Institut. Die Konferenz findet statt am Montag und Dienstag, 2. und 3. September 2024, in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.
Die internationale Tagung bringt Sicherheitsexperten aus fünf Kontinenten zusammen. Ihre Teilnahme zugesagt haben unter anderem Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, und Vizeadmiral Jan C. Kaack, Inspekteur der Marine. „Die Liste der Teilnehmer unterstreicht, welche strategische Bedeutung diese Region für Deutschland hat“, sagt Kapitän zu See Dr. André Pecher, stellvertretender Forschungsleiter GIDS. „Umso mehr freut uns, dass wir die Konferenz mit drei äußerst renommierten, fachlich versierten Partnern ausrichten können.“
Der Titel der nunmehr dritten Indo-Pacific Security Conference lautet Navigating Troubled Waters. Die Konferenzsprache ist Englisch. Es gelten die Chatham House Rules; teilnehmen können nur geladene Gäste. Die Themen reichen von hybrider Kriegsführung über die Gewalteskalation im Roten Meer bis hin zu Strategien für den Umgang mit Staaten wie China, die die regelbasierte internationale Ordnung umgestalten wollen, immer offensiver eine Vormachtstellung einfordern und die regionale Stabilität zunehmend unter Druck setzen.
Zudem steht die Konferenz im Zeichen der erneuten Entsendung deutscher Marine- und Luftwaffeneinheiten in den Indo-Pazifik. Ziel dieses Indo-Pacific Deployments: Engagement für freie und sichere Schifffahrtswege, eine regelbasierte internationale Ordnung und eine verstärkte Zusammenarbeit mit strategischen Partnern. Und dies in einer Schlüsselregion für das 21. Jahrhundert. Jeder Konflikt in dieser Region beträfe auch Deutschland massiv.
Der Indo-Pazifik erstreckt sich von der afrikanischen Ostküste bis zur Westküste des amerikanischen Doppelkontinents. Mit aufstrebenden Volkswirtschaften als Anrainern und wichtigen Seehandelsrouten ist das Gebiet aus wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Sicht von herausragendem Interesse. „Auch für das GIDS, schließlich gehören maritime Strategie und Sicherheit zu unseren Kernthemen“, betont Kapitän zur See Dr. Pecher. Die jetzige Tagung knüpfe an das gemeinsam mit dem ISPK veranstaltete Kiel International Seapower Symposium KISS24 an und zeige, dass sich das GIDS des Themas nachhaltig annehme.
Das deutsche Engagement im Indo-Pazifik
Die Bundesregierung hat die Bedeutung der Region für Deutschland 2020 in den Leitlinien zum Indo-Pazifik festgehalten. Ein Ziel der darin formulierten Strategie ist es, in der Region Strukturen internationaler Kooperation zu stärken. Die Bundeswehr flankiert diese Strategie militärisch und übt seit 2021 jährlich mit den Streitkräften der dortigen Partner, etwa Japan und Australien, Singapur, Südkorea und Indien. Im Rahmen des Indo-Pacific Deployment 2024 sind derzeit die Fregatte „Baden-Württemberg“ und der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ in der Region unterwegs. Die Luftwaffe hat sich bis Mitte August an dem multinationalen Übungskomplex Pacific Skies beteiligt, mit Trainings in Alaska, Japan, Australien und Indien.
Die Bedeutung des Indo-Pazifiks
Rund 60 Prozent der Weltbevölkerung lebt in den Staaten des Info-Pazifik-Raums leben. Dort werden bis zu 60 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, zwei Drittel des globalen Wachstums und mehr als 20 Prozent des deutschen Handelsaustauschs generiert. In der Region befinden sich neun der zehn umschlagstärksten Containerhäfen der Welt sowie 20 der 33 Megastädte, die mehr als zehn Millionen Einwohner zählen. Mit Indien, Pakistan, China, Russland, Nordkorea und den USA sind zudem sechs der neun Atommächte Anrainer dieser Region.