Masterarbeiten MFIS

Der weiterbildende Master-Studiengang „Militärische Führung und internationale Sicherheit (MFIS)“ vertieft und ergänzt den Lehrgang „Generalstabs-/Admiralstabsdienst National“ (LGAN) der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) um eine wissenschaftliche Reflexion in den Themenfeldern Strategie, Führung, Sicherheit und internationale Beziehungen. Angestrebter Abschluss ist der Master of Arts (M.A.).

Prämierte Masterarbeiten werden über das GIDS in der Reihe „GIDS Analysis“ als Verlagspublikation veröffentlicht. Weitere ausgewählte Arbeiten werden hier unter Angabe eines Abstracts aufgelistet werden. Sofern eine Volltextversion der Arbeit im Forschungsinformationssystem openHSU der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr archiviert ist, wird zum Volltext verlinkt.


Ertüchtigung als Teil der außen- und sicherheitspolitischen Strategie der Bundesrepublik Deutschland – Die Beispiele Jordanien und Tunesien

Autor: Jochen Moos

2020 | MFIS Jahrgang V

in Publikationsvorbereitung


Competition between the United States and China in Africa and its Consequences for Germany’s Security and Economic Interests – Wettbewerb zwischen den USA und China in Afrika und die Folgen für Deutschlands Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen

Dieses Papier untersucht den anhaltenden Wettbewerb zwischen den USA und China um einen erweiterten Einfluss in Afrika und seine Auswirkungen auf die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands. Es beginnt mit einer Literaturübersicht über den aktuellen Stand der Wissenschaft in Bezug auf Chinas zunehmende Aktivitäten auf dem Kontinent sowie die Geschichte amerikanischen Einfluss auf dem Kontinent. In diesem Abschnitt wird auch auf die Beziehungen Deutschlands zu Afrika eingegangen. Um den relativen Einfluss und den Wettbewerb auf einem Kontinent in 54 verschiedenen Ländern zu vergleichen, werden in erster Linie qualitative Analysen der verschiedenen Maßnahmen der nationalen Macht und ein system- und effektbasierter Ansatz zum Verständnis des Betriebsumfelds verwendet, der in der Literaturübersicht erläutert wird. In der nächsten Stufe werden relevante Regierungsdokumente beide Protagonisten sowie Deutschlands überprüft, um ihre erklärten Absichten und Interessen in Afrika zu ermitteln und weitere Analysen durchzuführen. Das Datenkapitel legt fest, wo in Afrika amerikanische und chinesische Aktivitäten zusammenlaufen oder auseinanderlaufen, und untersucht, wie die verschiedenen DIME-Maßnahmen (Diplomatie, Information, Militär, Economic) der USA und Chinas welche spezifischen PMESII (Politisch, Militärisch, Economic, Sozial, Information und Infrastruktur) Auswirkungen auf dem Kontinent vorantreiben. Dies liefert einen Basisvergleich, anhand dessen die relative Wirksamkeit sowie eine wahrscheinliche zukünftige Entwicklung erkennbar werden. Das letzte Kapitel konsolidiert die Analyse, um die Forschungsfrage zu den Bemühungen der USA und Chinas in Afrika zu beantworten, und erörtert dann die möglichen Auswirkungen auf die erklärten afrikanischen Interessen Deutschlands. Es enthält einen vorläufigen Blick in die Zukunft, um die wahrscheinlichsten Ergebnisse und ihre Auswirkungen auf Deutschland zu ermitteln. Es wird auch untersucht, wie verschiedene Maßnahmen Deutschlands dieselben Interessen beeinflussen können.

This paper examines the ongoing competition between the United States and China for expanded influence in Africa and its implications for Germany’s economic and security interests. It begins with a literature review of the current state of scholarship with respect to China’s increasing activity on the continent, as well as America’s history on the continent. This section also reviews Germany’s relationship with Africa. In order to compare relative influence and competition across a continent spanning 54 separate countries, it utilizes a primarily qualitative analysis of the various measures of national power and a systems and effects-based approach to understand the operational environment, explained in the literature review. The thesis next reviews relevant government documents from each of the protagonists, as well as Germany, to determine their stated intent and interests in Africa and guide further analysis. The data chapter establishes where in Africa American and Chinese activities converge or diverge, examining how the US and China’s various DIME (Diplomatic, Information, Military, Economic) actions advance which specific PMESII (Political, Military, Economic, Social, Information, and Infrastructure) effects in the continent. This provides a base comparison from which relative effectiveness as well as a likely future trajectory becomes identifiable. The final chapter consolidates the analysis to answer the research question concerning the US and China’s efforts in Africa, then discusses the possible impact on Germany’s stated African interests. It includes a tentative glance to the future to identify the most likely outcomes and their implications for Germany. It also examines how various actions by Germany may effect these same interests.

Autor: Walter Haynes

2020 | MFIS Jahrgang V

in Publikationsvorbereitung


Medical Wargaming. Simulation in der Entscheidungsfindung sanitätsdienstlicher Unterstützung in Operationen hoher Intensität.

Sanitätsdienstliche Unterstützung ist seit dem Altertum ein Bestandteil von Streitkräften. Aus der anfänglich rudimentären medizinischen Versorgung entwickelte sich im Laufe der Zeit ein komplexes System abgestufter Behandlungsebenen und spezialisierter Transportmittel. Diese Entwicklung folgte dabei dem medizinischen Fortschritt ebenso wie der Art der Kriegführung sowie gesellschaftlichen Vorgaben. Die in der zeitgenössischen westlichen Gemeinschaft vorherrschende Aversion gegen menschliche Verluste im Rahmen von Kampfhandlungen erzeugte und erzeugt erheblichen Druck auf politische Leitung, militärische Führung und Sanitätsdienste. Dies führte letztlich zu einer kontinuierlichen, erheblichen Verbesserung der Qualität sanitätsdienstlicher Unterstützung im Einsatz. Fordernde Auslandseinsätze bestätigten die grundsätzliche Validität des bestehenden sanitätsdienstlichen Planungs- und Führungsprozesses, die fachliche Ausbildung des Personals und die Eignung des Materials für diesen Zweck. Tausende Angehörige des Sanitätsdienstes der Bundeswehr konnten sich im Einsatz bewähren und wertvolle Einsatzerfahrung sammeln, die ihnen Handlungssicherheit für weitere, forderndere Einsätze gegeben hat. Mit der Renaissance der Bündnis- und Landesverteidigung nach 2014 wurde jedoch ersichtlich, dass die bisherigen Einsätze im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements wenig zur Schulung der Entscheidungsfindungen für das Szenario eines hochintensiven Gefechtes eines Großverbandes beitragen konnten.

Wargaming als Instrument zur Entscheidungsunterstützung ist eine seit fast 200 Jahren etablierte Methode in den Streitkräften. Bemerkenswerterweise ist dieses Werkzeug im Land seiner Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg weitestehend vergessen worden und auch heute noch unterentwickelt. Für die sanitätsdienstliche Unterstützung, deren Fähigkeiten vielfältig sind und komplexe Limitationen aufweisen, gibt es nach hiesiger Kenntnis bislang kein simulationsbasiertes System zur Entwicklung und Überprüfung von Operationsplänen oberhalb der Kompanieebene. Erschwerend für die Nutzbarmachung des Wargamings kommt hinzu, dass nur sehr begrenzte methodische Kompetenzen im Sanitätsdienst der Bundeswehr hierzu vorhanden sind.

Das an der Führungsakademie der Bundeswehr entwickelte und hier dargelegte Medical Wargame ist ein deduktives Ein-Parteien-Spiel der Gegenwart (respektive der nahen Zukunft) auf taktischer Ebene als analoges Brettspiel zum Zwecke der Verbesserung der Entscheidungsfindung in der sanitätsdienstdienstlichen Unterstützung, zur Entwickelung eines Bewusstsein für Lage und deren Dynamik im Gefecht sowie dem Vertiefen von hierfür zweckmäßigen Fach- und Methodenkompetenzen.

In diesem, an die Realität eines Verzögerungsgefechts einer deutschen Brigade angenäherten, wiederholbaren und nutzbaren Medical Wargame kämpft der Spieler auf Grundlage seines Operationsplans und mit Hilfe seiner Entscheidungen im Gefecht gegen das fortschreitende Versterben seiner Patienten. Es stehen die Kernfähigkeiten eines sanitätsdienstlichen Verbandes in der Behandlungsebene (,Role’) 2 sowie im Patiententransport (land- und luftgebunden) zu Verfügung; auch die Logistik ist abgebildet. Im Spiel wird der Zufall durch Würfeln und die Kontingenz im Gefecht durch Entscheidungen des Schiedsrichters gesteuert.

Das vorliegende Medical Wargaming wurde explizit zur Verbesserung der Entscheidungsfindung für einen sanitätsdienstlichen Plan für den Einsatz entworfen. Dieses Ziel erreicht es vornehmlich durch die Erhöhung der Handlungssicherheit beim betroffenen Sanitätspersonal. Die Analyse mit nationalen Grundlagendokumenten zeigte, dass das vorgestellte Design des Medical Wargaming den gesamten Prozess sandstl Planung und Führung in einem hochintensiven Gefecht auf der Brigadeebene abdeckt.

Erkannte Schwachstelle des vorliegenden Medical Wargaming ist die Kumulation von Anforderungen an den Schiedsrichter. Von seiner Fach- und Methodenkompetenz hängt die Zielerreichung des Spiels entscheidend ab; derzeit ist die Anzahl der Sanitätsoffiziere, die diese Aufgabe ohne große Vorbereitung wahrnehmen können, begrenzt.

Das Medical Wargame ist zwischenzeitlich in einem Laufbahnlehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr etabliert. Durch eine anonyme, schriftliche Befragung wurde die Akzeptanz des Wargame bei Offizieren des Sanitätsdienstes evaluiert. Die Ergebnisse sind ermutigend und geben Hinweise, dass die Aufgeschlossenheit gegenüber Wargaming hoch ist und dass dieses Werkzeug noch erhebliches Potential insbesondere in der Ausbildung hat. Hier gilt es, bereits viel früher in der Entwicklung des Führungsnachwuchses Verständnis und Methodenkompetenz für das Wargaming zu wecken.

Verschiedene Vorschläge zur Weiterentwicklung des vorliegenden Medical Wargaming werden entwickelt, die in weiten Teilen kurzfristig umsetzbar sind; diese betreffen alternative einsetzbare sanitätsdienstliche Fähigkeiten, stärkere Abbildung von Faktoren wie Tageszeit und Geographie, Nutzung anderer Operationsarten, taktischer Lagen und Szenare sowie Multinationalität Zusätzlich wurde aufgezeigt, wie das Werkzeug Wargaming im Sanitätsdienst auf anderen Führungsebenen und in anderen Szenaren mit Gewinn eingesetzt werden kann.

Erhebliche Chancen sind h.E. auch jenseits der Ausbildung und des operationell Konkreten auch im Konzeptionellen zu sehen: Kreativität und Innovationskraft können durch Wargaming verstärkt werden – auch hier gilt es, diese zu institutionalisieren.

Zusammenfassend stellt Wargaming ein geeignetes Werkzeug zur Verbesserung der sanitätsdienstlichen Unterstützung dar. Dies kann durch Anwendung sowohl in der Ausbildung, zur Verbesserung der Entscheidungsfindung im konkreten Einsatz und Nutzung zur konzeptionellen Weiterentwicklung erfolgen. Voraussetzung für eine konsequente Ausweitung des Einsatzes von Wargames ist eine gründliche Bedarfsanalyse sowie die Verbreiterung der personellen Basis fach- und methodenkompetenter Stabsoffiziere im Sanitätsdienst der Bundeswehr.

Since ancient times, providing medical support has been part of the tasks performed by armed forces. But medical care has come a long way since its early rudimentary form; a complex system of different roles of medical support and specialised transportation has evolved over time. This development is the result of not only medical advances, but also changes in the type of warfare and social standards. The fact that people in today’s Western community of values have a strong aversion to battle casualties has been putting considerable pressure on political and military leaders as well as on the armed forces’ medical services. Consequently, this has led to a considerable and continuous improvement of the quality of medical support to operations. In general, challenging deployments abroad have confirmed the validity of the existing medical planning and decision-making process, specialised training of staff and the suitability of materiel for that purpose. Thousands of members of the Bundeswehr Medical Service have been able to prove themselves on operations and gain valuable operational experience, giving them the set of skills required to be able to take proper action in challenging operations in the future. The post-2014 revival of national and collective defence, however, has made apparent that previous operations conducted as part of international crisis management have contributed little to decision-making training for the scenario of a major formation engaging in high-intensity combat.
Wargaming as an instrument for decision support has been in use since this method was established within the armed forces nearly 200 years ago. However, it is remarkable that following World War II this tool was largely forgotten in Germany, the country where it had been developed, and that even today it is still underdeveloped. As regards medical support with its diverse capabilities and complex limitations, there is no simulation-based system for the development and verification of operation plans above company level so far that we know of. In addition, the utilisation of wargaming is compounded by the fact that staff of the Bundeswehr Medical Service have only very limited relevant methodological competence.
The medical wargame presented in this thesis, which was invented at the Bundeswehr Command and Staff College, is an analogue, deductive board game at the tactical level. It can be played by one player or by a group of players acting as a team, and is set in the present day (or the near future). The purpose of the game is to improve the decision-making skills of medical support staff, to help them develop an awareness for situations and their dynamics in battle as well as to promote the relevant professional and methodological competence.
This medical wargame is a practical game that can be played several times. It reflects the reality of a delaying action fought by a German brigade where the player(s), using their operation plan and making their own decisions in battle, fight to keep the death rate among their patients as low as possible. To do so, the player(s) may use a medical unit’s core capabilities for Role 2 and ground-based and airborne patient evacuation. Logistic support is also available. The element of chance in the game is provided by rolling dice; how the battle unfolds depends on the facilitator’s decisions.
First and foremost, this medical wargame has been designed with the objective of improving officers’ decision-making skills with regard to developing medical support plans for operations. This goal will be achieved particularly by the game helping medical staff to take proper action with confidence. When analysing national basic documents, it became apparent that the design presented in this medical wargame covers all of the medical planning and command and control processes in a high-intensity operation at brigade level.
The main weakness identified in the present medical wargame is the large number of actions to be taken by the facilitator. Whether the objective of the game is achieved depends largely on their theoretical and practical expertise; currently, the number of Medical Service officers able to carry out this task without extensive preparation is limited.
This medical wargame has now become part of a career training course at the Bundeswehr Command and Staff College. Medical Service officer acceptance of the wargame was evaluated using an anonymous written survey, with encouraging results: there is evidence not only that medical staff are very open to wargaming, but also that this tool has considerable potential, above all during training. This is why it is imperative that future military leaders develop an understanding and the methodological skills for wargaming at a much earlier stage.
In this thesis, we make various proposals for further developing the present medical wargame, the majority of which can be implemented shortly. Those suggestions cover alternative usable medical capabilities, a higher representation of factors such as time and geography, and the use of other types of operations, tactical situations and scenarios as well as multinationality. Furthermore, we show how wargaming tools can be used effectively at other levels of command and in different scenarios of the Medical Service.

Autoren: Christian Busch | Rolf von Uslar

2020 | MFIS Jahrgang V

in Publikationsvorbereitung


The arctic meltdown and associated future security challenges

This thesis deals with competence orientated human resource management in the German Federal Armed Forces and the introduction of a common personnel body of soldiers and officals. Especially the different legal standards for both groups make it necessary to establish comparability. This thesis points out one possibility to do it and examines the existing elements of competence human resource management in the German forces. Thereby the theory is set up, that the existing elements form a good basis. But in some areas they requires improvement. For some of them this thesis gives recommendations and points out further development. The emphasis is the review of the competence model of the German Armed Forces.

Autor: Marc-Andre Langelier

2019 | MFIS Jahrgang IV

in Publikationsvorbereitung


Kompetenzorientiertes Personalmanagement in der Bundeswehr

Diese Arbeit befasst sich mit dem kompetenzorientierten Personalmanagement in der Bundeswehr und der Einführung eines statusgruppenübergreifenden Personalkörpers. Insbesondere die unterschiedlichen, rechtlichen Vorgaben für die beiden Gruppen machen es nötig, die Vergleichbarkeit zwischen ihnen herzustellen. Diese Arbeit zeigt eine Möglichkeit dies zu tun auf und untersucht die bestehenden Elemente des kompetenzorientierten Personalmanagements der Bundeswehr. Dabei wird die These aufgestellt, dass diese Elemente eine gute Basis bilden, aber in einigen Bereichen der Nacharbeit bedürfen. Für einige dieser zeigt die vorliegende Arbeit Lösungsvorschläge und Weiterentwicklungsmöglichkeiten auf. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Überarbeitung des Kompetenzmodells der Bundeswehr.

This thesis deals with competence orientated human resource management in the German Federal Armed Forces and the introduction of a common personnel body of soldiers and officals. Especially the different legal standards for both groups make it necessary to establish comparability. This thesis points out one possibility to do it and examines the existing elements of competence human resource management in the German forces. Thereby the theory is set up, that the existing elements form a good basis. But in some areas they requires improvement. For some of them this thesis gives recommendations and points out further development. The emphasis is the review of the competence model of the German Armed Forces.

Autor: Tobias Kula

2019 | MFIS Jahrgang IV

in Publikationsvorbereitung


The Russian Threat to Sweden: A Contemporary Case Study of Balance of Threat Theory

Mit Russlands Rennaissance als selbstbewusst auftretender und oftmals feindseliger Akteur im Jahr 2014 hat sich die Europäische Sicherheitslage fundamental verändert. Viele europäische Staaten haben daraufhin ihre Sicherheitssituation neu bewertet. Einer davon ist Schweden, das zudem von besonderer Bedeutung für die Sicherheit der Ostseeregion als Ganzes ist. Diese Arbeit führt eine Bedrohungsanalyse von Schweden vis à vis Russland durch und stützt sich dazu auf einen aus der Balance-of-Threat-Theorie entlehnten Bedrohungsbegriff. Sie vergleicht dazu die gesamtstaatliche Macht von Russland und Schweden, untersucht die Auswirkungen geographischer Nähe, kontrastiert die militärischen Fähigkeiten der beiden Länder und schätzt die vermuteten Absichten von Russland gegenüber Schweden ab. Sie stellt dabei fest, dass Russland für Schweden eine Bedrohung in den Bereichen gesamtstaatliche Macht und offensive Fähigkeiten darstellt, wobei geographische Nähe katalytische Wirkung entfaltet, dass jedoch wahrscheinlich keine offensiven Absichten vorliegen. Entsprechend folgert sie einen insgesamt niedrigen Gesamtbedrohungsgrad, der jedoch ausschließlich auf der gegenwärtigen Abwesenheit offensiver Absichten beruht. Als sekundäres Thema untersucht die Arbeit die Nützlichkeit der verwendeten Methode zur Untersuchung heutiger internationaler Beziehungen. Hier ist das Ergebnis, dass die Herangehensweise zwar einige Unzulänglichkeiten aufweist, insgesamt aber ein nützliches Gerüst zur Strukturierung derartiger Analysen bildet.

Mit Russlands Rennaissance als selbstbewusst auftretender und oftmals feindseliger Akteur im Jahr 2014 hat sich die Europäische Sicherheitslage fundamental verändert. Viele europäische Staaten haben daraufhin ihre Sicherheitssituation neu bewertet. Einer davon ist Schweden, das zudem von besonderer Bedeutung für die Sicherheit der Ostseeregion als Ganzes ist. Diese Arbeit führt eine Bedrohungsanalyse von Schweden vis à vis Russland durch und stützt sich dazu auf einen aus der Balance-of-Threat-Theorie entlehnten Bedrohungsbegriff. Sie vergleicht dazu die gesamtstaatliche Macht von Russland und Schweden, untersucht die Auswirkungen geographischer Nähe, kontrastiert die militärischen Fähigkeiten der beiden Länder und schätzt die vermuteten Absichten von Russland gegenüber Schweden ab. Sie stellt dabei fest, dass Russland für Schweden eine Bedrohung in den Bereichen gesamtstaatliche Macht und offensive Fähigkeiten darstellt, wobei geographische Nähe katalytische Wirkung entfaltet, dass jedoch wahrscheinlich keine offensiven Absichten vorliegen. Entsprechend folgert sie einen insgesamt niedrigen Gesamtbedrohungsgrad, der jedoch ausschließlich auf der gegenwärtigen Abwesenheit offensiver Absichten beruht. Als sekundäres Thema untersucht die Arbeit die Nützlichkeit der verwendeten Methode zur Untersuchung heutiger internationaler Beziehungen. Hier ist das Ergebnis, dass die Herangehensweise zwar einige Unzulänglichkeiten aufweist, insgesamt aber ein nützliches Gerüst zur Strukturierung derartiger Analysen bildet.

Since 2014, the European security situation has changed profoundly with the reemergence of Russia as an assertive and often hostile actor. As a result, many countries have had to reevaluate their security situation. One of them is Sweden, who is of particular importance to the security of the Baltic Sea region as a whole. This paper conducts a threat analysis for Sweden vis à vis Russia, following a conceptualization of threat taken from Balance of Threat theory. As such, it compares aggregate national power of Russia and Sweden, the effects of geographic proximity, contrasts the military capabilities of the two countries, and assesses the likely intentions of Russia regarding Sweden. It finds that Russia is a threat in terms of power and offensive capability, with proximity working as a catalyst, but that there are likely no offensive intentions. Thus, it concludes that the overall degree of threat is low, but that this is based solely on the absence of offensive intentions at the moment. As a secondary topic, it examines the utility of the notion of threat as taken from the source in examining present day international relationships. Here, it finds that despite some shortcomings, the approach provides a useful framework for structuring analysis.

Autor: Christian Heger

2019 | MFIS Jahrgang IV

in Publikationsvorbereitung


Multinationale Vereinbarungen als „Incompletely Theorized Agreements“ nach Cass Sunstein: Eine Auseinandersetzung am Beispiel des „Framework Nations Concept“

Das Abstimmen von Lasten, Verantwortlichkeiten und Ansprüchen gehört für EU- und NATO-Mitgliedstaaten zu den fortlaufenden Schwerpunkten ihrer Außen- und Sicherheitspolitik. In diesem Kontext bietet das 2014 auf dem NATO-Gipfel in Wales verabschiedete „Framework Nations Concept“ (FNC) einen pragmatischen Ansatz der Kooperation. FNC ermöglicht es Nationen, sich unter Führung einer Rahmennation auf freiwilliger Basis zusammenschließen, um den Erhalt, die Konsolidierung und die Verbesserung militärischer Fähigkeiten gemein-schaftlich zu fördern. Zu diesem Zweck haben sich Deutschland, Großbritannien und Italien von Beginn an dazu bereiterklärt, FNC-Führungsrollen wahrzunehmen. Seither haben sich die drei FNC-Gruppierungen in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Vor diesem Hintergrund setzen sich Befürworter und Kritiker des Konzeptes mit Fragen der Grenzen und Möglichkei-ten multinationaler Vereinbarungen bzw. mit der strategischen Koordinierung oder gar Kontrol-le ihrer Umsetzung auseinander. Der vorliegende Beitrag setzt hier an und greift auf die Theo-rie von Prof. Dr. Cass Sunstein über „incompletely theorized agreements“ zurück. Im Kern be-fasst sich Sunstein mit der Feststellung, dass sich Gruppen auch dann auf bestimmte Sach-verhalte verständigen können, wenn sie über unterschiedliche Grundwerte verfügen bzw. sich dieser nicht einmal bewusst sind. Der Grund einer Einigung, im Sinne einer vollwertigen theo-retischen Einbettung, wird dabei entweder (wissentlich) nicht näher erläutert oder gar verstan-den. Damit verknüpft ist die Beobachtung, dass Vereinbarungen auf hohen Abstraktionsebe-nen für gewöhnlich keine fixen Regeln generieren sondern sich als vielfach interpretierbar er-weisen. Folglich treten in der Umsetzung von „incompletely theorized agreements“ häufig In-konsistenzen zutage – Sunstein bezeichnet diese auch als „pockets of inconsistency“. Die unterschiedliche Implementierung von FNC durch die drei Gruppierungen steht mit dieser Theorie im Einklang. Insbesondere bietet Sunstein einen Einblick in ihre potentielle Weiter-entwicklung und ermöglicht es damit, Ansätze für ihre strategische Koordinierung abzuleiten. In diesem Zusammenhang kommt den „pockets of inconsistency“ eine besondere Rolle zu. Mit ihrer (anteiligen) Akzeptanz oder Ablehnung können führende Nationen den eigenen konzepti-onellen Schwerpunkt aktiv ausweiten und verstetigen. Voraussetzung bleibt jedoch, dass sie unterhalb der Schwelle potenzieller Konflikte bleiben und die allgemeine Akzeptanz der multi-nationalen Vereinbarung wahren. Sunsteins Theorie folgend, könnte dieses Vorgehen auch als „controlled fraying” bezeichnet werden.

EU and NATO member states are on a continuous endeavor to regulate the distribution of the burdens, responsibilities and demands of their foreign and security policy. In this context, the Framework Nations Concept (FNC) was adopted at the NATO summit in Wales in 2014 offering a pragmatic approach to cooperation. The FNC envisages nations, led by a framework nation, coming together on a voluntary basis to collectively foster the preservation, consolidation and enhancement of military capabilities. To this effect, Germany, Great Britain and Italy agreed to take up leading roles from the outset. Since then, the three FNC groupings have developed in different directions. This has left both supporters and critics of the FNC with a number of questions regarding the limitations as well as the potential for coordinating or even controlling the implementation of multinational agreements at a strategic level. The present paper proposes to address these questions by applying Prof. Cass Sunstein’s theory of “incompletely theorized agreements”. In a nutshell, the theory deals with the finding that groups can agree on certain facts even if their basic values differ or if they are not even aware that such differences exist. The foundations of an agreement, in the sense of its fully-fledged theoretical underpinning, are either (deliberately) not addressed or not even understood. Linked to this is the observation that high-level agreements usually do not generate fixed rules but rather are interpretable in many ways. Consequently, inconsistencies form a common component of “incompletely theorized agreements” – Sunstein refers to these as “pockets of inconsistency”. The different implementation of the FNC by the three groupings is in accordance with this theory. In particular, Sunstein offers an insight into their potential future development and makes it possible to derive approaches for their strategic coordination. In this context, the “pockets of inconsistency” have a particular role to play. By pursuing the (pro-rata) acceptance or rejection of their components, lead nations are able to actively expand and perpetuate their own conceptual focus. Meanwhile, they need to remain below the threshold of potential conflict and maintain general acceptance of the original agreement. Following Sunstein’s theory, this approach may also be described as “controlled fraying”.

Autor: Rolf Baasch

2019 | MFIS Jahrgang IV

in Publikationsvorbereitung


Internationale Politik, Kolonien und Militär im Werk Jeremy Benthams

Die vorliegende Arbeit untersucht und rekonstruiert die bisher – insbesondere in der deutschen Wissenschaftslandschaft – vernachlässigten Positionen des Londoner Philosophen und Rechtsgelehrten Jeremy Bentham (1748-1832) zur internationalen Politik, zu Kolonien und zum Militär. Nach einer ausführlichen Besprechung der einschlägigen Schriften Benthams und einiger wesentlicher Werke der Sekundärliteratur werden zunächst die ethischen und völkerrechtlichen Grundlagen der internationalen Politik im Denken Benthams, seine Vorschläge zur Einhegung des Krieges und seine Kritik an der englischen Außenpolitik Ende des 18. Jahrhunderts dargestellt. Der erste Teil der Arbeit schließt mit der Betrachtung einiger nie verwirklichter internationaler Projekte Benthams im Zeitraum 1811 bis 1831. Darauf folgt eine Analyse der von ihm identifizierten Vor- und Nachteile des Unterhalts von Kolonien. Es wird aufgezeigt, dass Bentham trotz seiner teils vernichtenden Kritik keineswegs durchgängig eine antikoloniale Haltung einnahm, und gerade in seinen wirtschaftswissenschaftlichen Werken sowie gegen Ende seines Lebens eine Kolonisierung unbewohnten Landes durch freie englische Siedler sowie die Herrschaft Englands über Indien mit Einschränkungen durchaus befürwortete. Im dritten Teil der Arbeit werden Benthams Aussagen zum rechtlichen Rahmen und zur inneren Ordnung des Militärs dargelegt, die sich vornehmlich in seiner 1830 veröffentlichten Musterverfassung finden. Darin offenbart Bentham für seine Zeit erstaunlich fortschrittliche und teils visionäre Ideen. Nach einer Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit findet diese mit einer Besprechung der im Hinblick auf eine praktische Anwendung noch heute beachtenswerten Aspekte der behandelten Bereiche des Denkens Benthams ihren Abschluss.

Autor: Jens Wegener

2018 | MFIS Jahrgang III

in Publikationsvorbereitung


Strategische Kriterien militärischer Interventionen

Autor: Stefan Pfister

2018 | MFIS Jahrgang III

in Publikationsvorbereitung


Die Aktualisierbarkeit von Mahan: ist die Theorie des Seapower stets gültig? Kritik des Mahanismus – Actualisation de Mahan: la théorie du Seapower est-elle toujours valide? Critique du Mahanisme

Lassen sich die von Adm. Mahan festgelegte Faktoren der «Sea Power» zur Beschreibung aktueller Situation nutzen? Nach einer Einführung in der Theorie Mahans, wird anhand des praktischen Beispiels am Horn von Afrika Anfang des 21. Jahrhundert, dieser Umstand untersucht. Es wird zuerst analysiert ob Nationen noch als Sea Power kategorisiert werden können und als zweites wie weit Nationen immer noch als Sea Power handeln. Das Ergebnis stellt fest, dass die «Sea Power» von Mahan heute kaum mehr nutzbar ist, um Nationen zu kategorisieren, dennoch prägt es stark das Denken und Handeln von maritime Staaten. Mahans Kriterien müssen überarbeitet werden, um für das 21. Jahrhundert brauchbar zu sein.

Are the Sea Power factors, as described by Admiral Mahan, still valid for the description of current situations? After a short review of Mahanism, we will examine this theory with a practical example at the horn of Africa at the beginning of the 21th Century. After having analyzed if Nations can still be characterized as Sea Powers, we will look into the behavior of Na-tions as Sea Powers. As a result, Mahan’s Sea Power seems not to be valid anymore to characterize Nations nowadays, but has still a great influence on the thinking and behavior of maritime States. Mahan’s criteria need to be reformed in order to be useful for the 21th Century.

Autor: Pierre-Louis Josselin

2018 | MFIS Jahrgang III

in Publikationsvorbereitung


Strategische Auswirkungen taktischer Nuklearwaffen: Eine Eskalationsleiter und Folgerungen für die Bündnisverteidigung

Autor: Christopher Herz

2018 | MFIS Jahrgang III

in Publikationsvorbereitung


Analyse der Auswirkungen der Finanz- und Staatsschuldenkrise auf die Streitkräfte in Europa

Die langfristig notwendige Austerität zur Erreichung einer Schuldentragfähig-keit gemäß Maastricht-Konvergenzkriterium lässt keine finanziellen Spielräume im Verteidigungsbudget der europäischen Kernländer zu, um neuen sicherheits-politischen Herausforderungen zu begegnen!‘ In dieser Arbeit wird die Modellierung einer Schuldentragfähigkeitsberechnung auf Basis des DOMAR-Modells entwickelt, mit der die notwendigen Primär-überschüsse zur Wiederherstellung der Schuldentragfähigkeit berechnet werden können. Die zur mittelfristigen Einhaltung der Maastricht-Konvergenzkriterien notwendigen Primärüberschüsse werden für die EU 28 und ausgewählte europäische Länder berechnet, um Rückschlüsse auf zukünftige Verteidigungsausgaben und deren Streitkräfte ziehen zu können. Im Ergebnis bestätigt die Schuldentragfähigkeitsberechnung die Eingangsthese mit Ausnahme Deutschlands, sodass der Kampf um staatliche Ressourcen zukünftig maßgeblich auch zwischen der Erreichung der Schuldentragfähigkeit und der staatlichen Sicherheits-vorsorge ausgetragen werden wird.

“The long-term austerity required to achieve debt sustainability in accordance with the Maastricht convergence criterion does not allow financial scope in the defence budget of the European heartlands to face new challenges in security policy!” The modelling of a debt sustainability calculation based on the DOMAR-model is developed in this Masters thesis, which can be used to calculate the necessary primary budget surplus to recover debt sustainability. The necessary primary budget surplus to reach compliance to Maastricht criteria in mid-term are calculated for the EU28 and selected European countries to draw conclusions for their future defence budgets and their armed forces. As a result the debt sustainability calculation confirms the opening thesis with the exception of Germany. In future the dispute about public financial resources will be mainly settled between the debt sustainability and public security provision.

Autor: Jan Dinand

2018 | MFIS Jahrgang III

in Publikationsvorbereitung


Amtshilfe im Inneren für die Polizei durch die Bundeswehr

Der vorliegende Beitrag widmet sich der Amtshilfe im Inneren für die Polizei durch die Bundeswehr. So soll versucht werden, die Frage zu beantworten, warum in der Bundesrepublik Deutschland ausländische Polizeien hoheitlich eingreifen dürfen und Angehöriger der Deutschen Streitkräfte dies nicht im gleichen Maße tun dürfen. Dabei wird insbesondere das Feldjägerwesen der Bundeswehr betrachtet. Neben einer Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen verschiedener juristischen Ebenen, werden auch die rechtspolitischen Ansichten von den im Bundestag vertretenden Parteien und relevanten Verbänden zu dieser Thematik dargestellt. Die Arbeit hat einen Bearbeitungsstand aus dem Jahr 2017, die wesentlichen Aussagen haben jedoch weiterhin Bestand.

Autor: Sabastian Kothanikkel

2017 | MFIS Jahrgang II

in Publikationsvorbereitung


The Development of German Naval Communications Intelligence 1914-1916

Unter Verwendung von Originalunterlagen untersucht diese Arbeit die frühen Bemühungen der Kaiserlichen Marine, während der ersten beiden Jahre des Ersten Weltkriegs Informationen durch die Entschlüsselung britischer Funksprüche zu sammeln. Die Master-Arbeit konzentriert sich speziell auf die anfänglichen Schritte der Kaiserlichen Marine beim Sammeln britischer Kommunikation für eine spätere Nutzung, auf die frühzeitige Unterstützung durch drahtlose Telegrapheneinheiten der deutschen Armee und auf die organisatorischen Entwicklungen innerhalb der Kaiserlichen Marine, die Anfang 1916 zur Gründung der Entzifferungs-Hauptstelle in Neumünster führten.

Using the original records of the Imperial German Navy, this thesis examines the early history of the Imperial Navy’s effort to gather intelligence in the first two years of World War I through the decryption of British Royal Navy wireless telegraphic messages. The thesis focuses specifically on the Imperial Navy’s first steps in collecting British communications for later exploitation, on early intelligence support provided by wireless telegraphic units of the German Army and on the organizational developments within the Imperial Navy that led to the establishment of the Entzifferungs-Hauptstelle in Neumünster in early 1916.

Autor: Jason Hines

2017 | MFIS Jahrgang II

in Publikationsvorbereitung


Dans quelle mesure peut-on considérer l’insurrection Boko Haram comme un produit de la fragilité de l’État nigérian? Inwiefern ist der Boko-Haram-Aufstand als Folge der Fragilität des nigerianischen Staates anzusehen?

Nigeria fällt eindeutig in die Kategorie der fragilen Staaten. So weist dieses Land Gefährdungen in allen fünf von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) genannten Dimensionen auf, nämlich Gewalt, allgemeiner Zugang zur Justiz, wirkungsvolle, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen, wirtschaftliche Inklusion und Stabilität, Kapazitäten zur Verhütung bzw. Bewältigung sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Schocks sowie Katastrophen. Diese staatliche Fragilität wurde von empirischen Befunden sowie „relative deprivation“ und „frustration – aggression“ Theorien als besonders förderlich für die Entstehung von Aufstandsbewegungen befunden. Die Analyse der sozioökonomischen Wurzeln von Boko Haram zeigt, inwieweit die Schwächen des nigerianischen Staates eine grundlegende Rolle bei der Entstehung und dann bei der Widerstandsfähigkeit der terroristischen Gruppe spielten. Die tiefgreifende Korruption der nigerianischen Institutionen, die Unzulänglichkeiten der Sicherheitskräfte, die großen sozialen Ungleichheiten, die Unterentwicklung oder auch die Armut, die im Norden des Landes herrscht, sind allesamt Schwächen des nigerianischen Staates, die von der terroristischen Gruppe Boko Haram instrumentalisiert und ausgenutzt werden konnten. Nichtsdestotrotz wäre es zu vereinfachend betrachtet, die Geburt von Boko Haram nur durch diese politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte zu erklären. Die ebenso wichtige Rolle der islamischen Religion sollte nicht außer Acht gelassen werden. Das Vermächtnis der islamistischen Dissidentenbewegungen Nordnigerias, die radikale Ideologie der Gruppierung Boko Haram oder ihre Zuordnung zu der internationalen islamistischen Bewegung beweisen, dass auch Religion ein inhärentes Kernmerkmal dieser Aufstandsbewegung ist.

As reported by many surveys, Nigeria belongs to the fragile states category due to recurring poor performances. Indeed, this country has significant shortfalls in all five dimensions identified by the Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), namely violence, justice, institutions, economic foundations and resilience. According to empirical and theoretical findings, such as the „relative deprivation“ and „frustration-aggression“ theories, a fragile environment is prone to foster the emergence of insurgency movements. Nigeria is just one more example. The analysis of the socio-economic roots of Boko Haram demonstrates how the weaknesses of the Nigerian state played a fundamental role in the rise and then in the resilience of this terrorist group. Among other things, Boko Haram criticism against Nigerian institutions and their deep corruption, its condemnation of the social inequalities, underdevelopment and poverty prevailing in the north of the country, or its exploitation of the security forces shortcomings are many evidences witnessing that this terrorist group may be considered as a product of the Nigerian state fragility. However, the rise of Boko Haram should not be explained only through this political, social and economic prism. This would neglect the equally important role played by the Islamic religion. The legacy bequeathed by the dissident Islamist movements of Northern Nigeria, the radical ideology claimed by Boko Haram or its affiliation to the international Islamist movement underline the essential and foundational nature of religion in this insurgency group.

Autor: Hervé Chevalier

2017 | MFIS Jahrgang II

in Publikationsvorbereitung


Autonomer Verwundetentransport

Die vorliegende Arbeit untersucht zum einen, inwieweit sich unbemannte Boden- und Luftfahrzeuge zum Verwundetentransport eignen und zeigt Möglichkeiten auf, die sich durch einen (teil-)autonomen Verwundetentransport potentiell eröffnen; zum anderen beleuchtet sie die sich aus einem solchen Einsatz unbemannter Systeme ergebenden (medizin-)ethischen Aspekte. Gegenwärtig stehen einzelne unbemannte Systeme zur Verfügung, die zumindest im Sinne eines behelfsmäßigen Verwundetentransports, also Casualty Evacuation (CasEvac), eingesetzt werden könnten. Erste Konzepte zum Einsatz dieser unbemannten Systeme für Versorgungs- und Rettungsmissionen sind erarbeitet worden, werden für die Integration in die vernetzte Operationsführung weiterentwickelt und sind auch in Einzelfällen bereits erprobt worden. Neben der Einsparung von Material und Personal sind vor allem die Risikominimierung während des Rettungseinsatzes auch in umkämpften Landezonen sowie der Schluss von Versorgungslücken in Extremsituationen Aspekte, die für die Nutzung unbemannter Systeme sprechen. Bislang fehlende Einsatzerfahrung, technische Schwierigkeiten sowie ethische und rechtliche Fragen erfordern weitere Prüfung und Untersuchung bevor über ihre Nutzung für den Verwundetentransport entschieden werden kann. Der bemannte qualifizierte Verwundetentransport und die Versorgung durch medizinisches Fachpersonal stellen weiterhin den Goldstandard dar; die Einführung einzelner ergänzender unbemannter Verfahren könnte jedoch Lücken schließen und die Versorgung insgesamt weiter verbessern. Im Rahmen der Betrachtung (medizin-)ethischer Aspekte wird deutlich, dass der autonome Verwundetentransport sowohl aus militärethischer, als auch aus (wehr)medizinethischer und roboterethischer Sicht vertretbar ist und darüber hinaus auch grundsätzlich eine Akzeptanz für einen solchen unbemannten Transport in der Zielgruppe der Soldaten gegeben ist. Entsprechende Ergebnisse einer Befragung von mehr als 1.000 Soldatinnen und Soldaten bestätigen diese Vermutung.

First and foremost, the present work examines the extent to which unmanned ground and aerial vehicles are suitable for casualty evacuation (CasEvac) and proposes concepts of operation that potentially open up through (partially) autonomous transport of the wounded. Additionally, it presents the results of a study concerning ethical aspects (medical, military, and robotics) of such an unmanned casualty evacuation. Right now, various unmanned systems are available, that could be used, even though not for medical evacuation, at least for CasEvac. First concepts of operations have been drafted to implement such unmanned systems in supply and evac operations; they are currently refined for use within network and multi-domain operations and have been tested in select circumstances. Apart from lowering the logistical footprint concerning personnel and equipment, unmanned systems may offer risk reduction during evac mission in hot landing zones as well as allowing the procurement of a higher number of assets in times of fiscal restraint. However, lack of combat experience, technical challenges as well as legal and ethical concerns warrant further examination, testing and evaluation until any definite decision regarding the use of unmanned systems in this context can be made. Qualified medical evacuation and medical care given by specialized caretakers still constitutes the gold standard; the implementation of select unmanned vehicles and procedures could close relevant gaps and improve overall care. With regard to the legal and ethical issues it can be summarized, that unmanned CasEvac is feasible within the current framework of military, medical and robot ethics. The current study, based on a cohort of more than 1000 soldiers, also shows, that acceptance within the desired target group of military personnel is not an issue.

Autor: Mathias Borsch

2017 | MFIS Jahrgang II

in Publikationsvorbereitung


Lessons Learned Afghanistan: Zur Wirkung des Kampfeinsatzes der Bundeswehr auf das soldatische Selbstverständnis und die militärische Führungskultur

Der vorliegende Beitrag widmet sich der Afghanistan-Mission der Bundeswehr und deren Auswirkungen auf das Selbstverständnis und die Führungskultur in den Streitkräften. Dazu werden zunächst die allgemeinen Herausforderungen dargestellt, mit denen es sich in „Neuen Kriegen“ auseinanderzusetzen gilt. Anschließend wird ein kurzer Einblick in die Erfahrungen der deutschen Streitkräfte im Rahmen der „International Security Assistance Force (ISAF)“ vorgenommen und danach gefragt, in welchem Rahmen sich die Innere Führung und das ihr innewohnende Leitbild des Staatsbürgers in Uniform bewähren konnten und wo sie an ihre Grenzen gestoßen sind. Die angestellten Überlegungen sind wesentlich von Beobachtungen und Erlebnissen während der eigenen Einsatzzeit des Autors als Kompaniechef einer Kampfeinheit in der nordafghanischen Provinz Kunduz geprägt.

This essay deals with the Afghanistan-mission of the Deutsche Bundeswehr and its effects on the self-image and the management culture in the armed forces. At first the general challenges, which one has to explain concerning the New Wars, are depicted. Then follows a short insight into the experiences of the German armed forces in the framework of „International Security Assistance Force (ISAF)“ with the question, to what extent inner leadership with its overall concept of the citizen in uniform could stand the test and where they were thwarted. These considerations are substantially characterised by observations and experiences in the course of the author’s own deployment in the North-Afghan province of Kunduz.

Autor: Marcel Bohnert

2017 | MFIS Jahrgang II

in Publikationsvorbereitung


Verhaltensökonomie und militärisches Entscheiden: Eine kritische Betrachtung rationaler Erklärungsmuster beim Einsatz von Streitkräften

In der wissenschaftlichen Disziplin der Wirtschaftswissenschaften wird die Rolle der Rationalität bei individuellen Entscheidungen in Wirtschafts- und Verständnis der Theorie des Krieges dient das Clausewitz’sche Werk „Vom Kriege“ in der Interpretation der von mir 2011 vorgelegten Promotionsschrift „Der Geist des Krieges“.Alltagssituationen durch aktuelle Erkenntnisse der empirischen Verhaltensökonomie nachhaltig in Frage gestellt. Die vorliegende Arbeit überträgt diese Thematik auf das Gebiet militärischer Entscheidungen. Der Ansatz ist dabei nicht rein empirischer Natur, es handelt sich also nicht um eine Untersuchung tatsächlicher, historischer Entscheidungen, sondern es wird im Lichte von Vorschriftenentwicklungen und militärtheoretischer Betrachtungsweisen von einem abstrakten Standpunkt aus untersucht, was unter Rationalität verstanden wird und welche Bedeutung sie von theoretischer Seite aus entfalten kann. Als abstrakter Zugang zum Verständnis der Theorie des Krieges dient das Clausewitz’sche Werk „Vom Kriege“ in der Interpretation der von mir 2011 vorgelegten Promotionsschrift „Der Geist des Krieges“.

Autor: Kai Lütsch

2015 | MFIS Jahrgang I

Bd. 1: Militär, Strategie und Forschung, 2018, Budrich UniPress. ISBN 978-3-86388-792-6, als E-Book: 978-3-86388-372-0


Eine Analyse und Bewertung vorhandener Data-Envelopment-Verfahren

Autor: Mario Golling

2015 | MFIS Jahrgang I

Bd. 1: Militär, Strategie und Forschung, 2018, Budrich UniPress. ISBN 978-3-86388-792-6, als E-Book: 978-3-86388-372-0


Economic Statecraft in der Ukrainekrise

Autorin: Katharina Benford

2015 | MFIS Jahrgang I

Bd. 1: Militär, Strategie und Forschung, 2018, Budrich UniPress. ISBN 978-3-86388-792-6, als E-Book: 978-3-86388-372-0


Analyse des Verteidigungskapitals am Beispiel eines Kampftruppenverbandes: Eine Untersuchung zur Messbarkeit des ökonomischen Wertes von Streitkräften

Autor: Sebastian Becker

2015 | MFIS Jahrgang I

Bd. 1: Militär, Strategie und Forschung, 2018, Budrich UniPress. ISBN 978-3-86388-792-6, als E-Book: 978-3-86388-372-0