Big Data prägt das Gesundheitswesen
Das Thema Digitalisierung stand beim Weltgesundheitsgipfel 2018 im Vordergrund
Autor: Henry Alexander Wittke
Foto: Adobe Stock
#GIDSnews I 22. November 2018
Im Rahmen des World Health Summit 2018 (auch Weltgesundheitstag) spielten die Digitalisierung des Gesundheitswesens und die Einbeziehung neuer digitaler Technologien eine besondere Rolle. Dies wurde in Programmpunkten wie dem „Digital Medicine in Real Life“, „Digital Health in Developing Countries“ oder „The Digital Healthcare Revolution“ deutlich. Doch nicht nur die Fortschritte und Erfolge durch die Digitalisierung – auch zunehmende Risiken und Herausforderungen wurden thematisiert. Vor allem im Panel „Big Data Analytics in Biomedical Research and Healthcare“ kamen revolutionäre digitale Trends zur Sprache. ‚Die Teilnehmer diskutierten technologische, statistische, ethische und politische Fragen, die sich im Zusammenhang mit Big Data ergeben.
Wie ermöglicht die Digitalisierung den Gesundheitssystemen und der Gesellschaft den größtmöglichen Nutzen? Unter dieser Maxime stand die Diskussion auf dem World Health Summit die technologischen Entwicklungen und Fortschritte. Welche Entwicklungen sind gewollt? Wo muss seitens der Politik stärker eingegriffen werden? Neben einer Reihe überzeugender Vorteile hat der größere Umfang beziehungsweise die Verfügbarkeit von Patienten- und Bevölkerungsdaten auch Einfluss auf die breitere Debatte über „Daten-Gouvernance“ und viele ethische Fragen. Denn Big Data im Gesundheitsbereich ist eng an die so genannte Dual Use Problematik geknüpft und gilt damit als Fluch und Segen zugleich. So birgt die Explosion der Datenmengen und die Entwicklung von Small zu Big Data auch erhebliche Risiken mit sich – auch für Streitkräfte.
Zwei Szenarien: Cyber Security und der „Digital Twin“
Ist der auf Grundlage rasanter technologischer Entwicklungen angestrebte so genannte „Digital Twin“ als digitales Abbild eines wirklichen Patienten in der Zukunft realistisch oder bleibt er ein theoretisches Ziel? Inwiefern stellt dies auch eine besondere Gefahr für die Streitkräfte dar, wenn Informationen über die physische Beschaffenheit oder Schwächen ihrer Soldaten auf möglicherweise unzureichend geschützten digitalen Plattformen gespeichert werden? Angenommen es gelingt, medizinische Datenbanken beziehungsweise die „Digital Twins“ des Gegners gezielt anzugreifen und damit Gesundheitsdaten zu manipulieren – welche Auswirkungen könnte dies auf die Schlagfähigkeit und die medizinische Versorgung gegnerischer Streitkräfte haben?
Und inwiefern verschärft die Digitalisierung des Gesundheitswesens soziale Ungleichheiten zwischen denen, die ausreichend Patientendaten besitzen und denjenigen, die sie nicht haben, weil sie auf konventionelle Methoden setzen oder sich digitale Technologien nicht leisten können? Wann ist der Punkt erreicht, an dem durch den zunehmenden Stellenwert von digitalen Daten im Gesundheitswesen eine Kommerzialisierung von Patientendaten signifikante negative Folgen mit sich bringt? Welche Besonderheiten kommen hier im Detail auf den medizinischen Bereich der Streitkräfte zu, wenn möglicherweise Datenbanken über Soldaten besonders „hoch gehandelt“ werden. Sehr deutlich wurde, dass immer noch eine weit verbreitete Uneinigkeit über die Definition von Big Data oder auch Künstlicher Intelligenz als Technologie besteht. Es wurde um genaue Formulierungen gerungen. Zugleich bot die Paneldiskussion auch Ansätze, wie die Digitalisierung das klinische Praxismanagement, deren Überwachung, das gesamte Gesundheitssystem-Management sowie Forschung und Innovation unterstützen kann.
Die gemeinsame Verantwortung für die Zukunft wurde auf der Konferenz immer wieder hervorgehoben. Die Technologie selbst kann zwar als neutral beziehungsweise als nützliches Werkzeug für bestimmte Zwecke bewertet werden. Es liegt aber insgesamt in der Verantwortung der Menschen und der Gesellschaft, wie sie eingesetzt wird – auch ob sie letztlich missbraucht wird oder nicht.