Wichtige strategische Beratung – General Zorn im Interview mit dem GIDS
#GIDSinterview | 25. März 2021| Autorin: Dr. Victoria Eicker | Foto: Bundeswehr / Katharina Roggmann
Mitte März besuchte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, neben der Führungsakademie der Bundeswehr auch das German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS). Dort erkundigte sich der oberste Soldat der Bundeswehr in Deutschland über die Fortschritte der einzigartigen Denkfabrik der Bundeswehr in Hamburg Blankenese. Kaum drei Jahre alt, konnte der Vorstand des GIDS den Generalinspekteur mit einem kurzen aber pointierten Vortrag von den bisherigen Fortschritten überzeugen. Das GIDS sprach mit dem Generalinspekteur über seine Eindrücke.
Herr General Zorn, an der Führungsakademie der Bundeswehr besuchten Sie diesmal unter anderem das German Institute for Defence and Strategic Studies. Welchen Stellenwert hat die Denkfabrik für das Bundesministerium der Verteidigung?
Ich beobachte, wie die strategische Beratung, die aus dem GIDS kommt, im Bundesministerium der Verteidigung wahrgenommen wird. Ich selber nutze die Studien und Ergebnisse des GIDS in meiner Abteilung „Strategie und Einsatz“. Von der Abteilung „Politik“ werden sie ebenfalls abgefragt. Es sind wichtige Beratungselemente für unsere Arbeit in der Sicherheits- und Militärpolitik. Insofern bin ich sehr dankbar über die Ergebnisse der Denkfabrik. Bei meinem Besuch habe ich erfahren, dass das GIDS auch im internationalen Raum bereits präsent ist. Daher bin ich sehr zufrieden mit dem, was erreicht wurde. Aber da ist noch Luft nach oben.
Warum ist eine Denkfabrik wie das GIDS für Deutschland wichtig?
Wir brauchen eine nüchterne Betrachtungsweise und Analyse, die von außen auf die Sachverhalte schaut – und das möglichst ohne Denkblockaden. Das gelingt im GIDS. Hier vernetzen sich Wissenschaft und Militär. Das besondere an der Führungsakademie ist, dass viele Offiziere bereits promoviert sind, oder mindestens einen Masterstudiengang haben. Diese Kameradinnen und Kameraden können auf einem hohen Niveau ihre Erfahrung und Expertise einbringen. Zudem kommen sie aus dem In- und Ausland, aus NATO und EU-Staaten und auch außerhalb dieser Bündnisse. Noch besser bekommen sie eine wissenschaftliche und internationale Vernetzung nicht hin. Das ist eine ideale Plattform, um sich dem Thema Strategie weiter zu nähern.
Sie haben bereits über die Produkte des GIDS gesprochen. Gibt es welche die besonders hilfreich sind und auch Eingang in ministerielle Überlegungen finden?
Ich kann für mich sagen, ich lese mir alle eingehenden #GIDSstatements durch. Die Gedanken fließen in meinen politischen und sicherheitspolitischen Diskurs mit der Öffentlichkeit und bei meinen Vorträgen mit ein. Die Ergebnisse nutze ich auch als Ratschlag, wenn es beispielsweise um Entscheidungen im Kontext von Einsatzszenarien geht. Zudem schätze ich sehr, dass wir die Arbeiten der Teilnehmenden unseres Generalstabslehrgangs zusammenführen und veröffentlichen. Das waren 2019 die ersten Überlegungen zur Führungsorganisation der Bundeswehr oder 2020 zur Sahelzone. Das was bisher geleistet und erarbeitet wurde, findet täglichen Eingang in unsere Überlegungen und manche der Lehrgangsteilnehmenden werden feststellen, dass sie bei künftigen Verwendungen wieder mit ihren Ideen konfrontiert werden und sie dann selber umsetzen können.
Warum ist es wichtig, dass Sie einen Think Tank außerhalb des Ministeriums haben, der out-of-the-box denkt?
Wir brauchen einen Bereich, der frei denken kann – und zwar frei von der politisch-parlamentarischen Tagesbeeinflussung. Insofern ist die Implementierung des GIDS hier in Hamburg an der Führungsakademie der Bundeswehr gut gelungen. Es hat Abstand zum politischen Berlin und ist in Hamburg gleichzeitig eng mit der Wirtschaft vernetzt. Wir dürfen Sicherheitspolitik nicht nur im militärischen oder politischen Raum denken, sondern in allen politischen Handlungsfeldern und dazu zählt auch die Wirtschaft. Hamburg ist also in der Tat nicht nur das Tor zur Welt, sondern auch das Tor zu einer breiten sicherheitspolitischen Debatte.
Das GIDS steht für exzellente Forschung, kritische Beratung und offene Diskussion. Wie wichtig ist Ihnen die offene Diskussion, der Mut zum Diskurs?
Mut zum Diskurs, eine offene Diskussion ist in der heutigen Zeit besonders wichtig. Ich unterstütze das gern. Aber eines ist mir dabei wichtig: Es darf nicht nur eine Diskussion aus dem Bauch sein. Es darf nicht nur eine Diskussion sein, die von Emotionen getrieben ist. Wichtig sind Sachverhaltsanalysen, klare wissenschaftliche Analysen und ein vernünftiger Diskurs über alle Ressorts und Dimensionen hinweg. Das gelingt am GIDS. Die Offenheit des Diskurses bedeutet auch, dass wir uns mit neuen Ideen auseinandersetzen, die vielleicht abseits des allgemeinen Fahrwassers verlaufen. Aber sie bringen uns nach vorne. Wir suchen nach disruptiven Ideen und Lösungen. Die werden hier erarbeitet und die finden dann auch entsprechenden Eingang in unseren allgemeinen Diskurs – und dann am Ende in politisches und militärisches Handeln.
Für weitere Informationen zum Besuch des Generalinspekteurs finden Sie hier den Leitartikel.